Aus der Traum von Olympischen Winterspielen 2026 in Tirol. Bei der Volksbefragung am Sonntag, 15. Oktober 2017, stimmten 53,35 Prozent der Tiroler Bevölkerung gegen eine Bewerbung. Zu groß war bei vielen die Skepsis gegenüber der Großveranstaltung. In der Stadt Innsbruck, wo sich das Olympische Dorf und viele der Wettkämpfstätten hätten befinden sollen, waren sogar 67,4 Prozent dagegen. Die Verantwortlichen um Landeshauptmann Günther Platter hatten bereits im Vorfeld angekündigt, sich strikt an den Ausgang der Wahl zu halten. Eine Tiroler Bewerbung für 2026 ist somit endgültig vom Tisch.
Größte Ablehnung in Innsbruck
Groß war die Enttäuschung sowohl bei den politischen Verantwortlichen, als auch bei den sportlichen Befürwortern wie den Skistars Benni und Marlies Reich oder Skispringer Gregor Schlierenzauer. Sie hatten in den vergangenen Wochen intensiv für das dezentrale, eher sparsame Konzept mit wenig Neubauten geworben und wollten so Skepsis und Misstrauen in der Bevölkerung zerstreuen. Gereicht hat dies am Ende nicht. Vor allem die Bürger in Innsbruck und Umgebung wollen mehrheitlich keine Olympischen Spiele 2026 in ihrer Heimat. Zur Abstimmung aufgerufen waren alle Tiroler ab 16 Jahren. Die Wahlbeteiligung lag bei rund 58 Prozent.
Das Wahlergebnis in den Tiroler Bezirken (in %):
Ja | Nein | |
---|---|---|
Innsbruck | 32,6 | 67,4 |
Innsbruck-Land | 41,4 | 58,6 |
Kufstein | 47,5 | 52,2 |
Kitzbühel | 56,1 | 43,9 |
Lienz | 50,4 | 49,6 |
Schwaz | 47,4 | 52,6 |
Imst | 53,5 | 46,5 |
Reutte | 54,5 | 45,5 |
Landeck | 65,3 | 34,7 |
Gesamt Tirol | 46,65 | 53,35 |
Bereits mehrere europäische Städte gescheitert
Die Tiroler sind nicht die ersten mit einem gescheiterten Olympia-Konzept. In den letzten Jahren waren fast alle Olympiabewerbungen in Mitteleuropa (München, Hamburg, Rom, Budapest, Graubünden) durch Bürgerentscheide zu Fall gebracht worden. Zu groß war die Angst vor den hohen Kosten für Bewerbung und Durchführung, den „Knebelverträgen“ des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) oder auch dem Verfall der Sportstätten nach dem Großereignis. Stattdessen kamen vor allem asiatische Bewerber mit hohen Finanzierungsbudgets zum Zug (u.a. Sotschi 2014, Pyeonchang 2018, Peking 2022).
Dieser Widerstand in Europa hat mittlerweile auch das IOC zum Umdenken bewogen. Mit der Agenda 2020 will IOC-Präsident Thomas Bach nicht nur den Aufwand für die Bewerbungen vereinfachen und begrenzen, sondern vor allem die Ausrichtung flexibler und nachhaltiger gestalten. Das heißt, Wettkämpfe können künftig auch deutlich dezentraler, außerhalb der Stadt und der Region in bereits bestehenden Wettkampfstätten stattfinden.
Das Tiroler Konzept für Olympia 2026
Bereits bestehende Wettkampfstätten in der weiten Region nutzen und möglichst wenig neu bauen, das war auch das vorrangige Ziel der Olympiabewerbung Innsbrucks für 2026. Dabei wurde sogar eine Überquerung der Landesgrenze nicht gescheut: So sollten im bayerischen Inzell die Eisschnelllaufwettkämpfe stattfinden, da in Tirol keine passende Eishalle zur Verfügung steht. Für die restlichen Wettkämpfe schlug eine Machbarkeitsstudie Wettkampfstätten in ganz Tirol vor. Zu den Favoriten gehörten neben den Innsbrucker Sportstätten unter anderem Hochfilzen, St. Anton am Arlberg, Seefeld und Kühtai.
Wettkampfstätten für die Winterspiele 2026:
St. Anton am Arlberg | Ski Alpin (alle Disziplinen) |
---|---|
Hochfilzen | Biathlon |
Seefeld | Langlauf, Skispringen (Normalschanze), Nordische Kombination (außer Springen Großschanze) |
Kühtai | Snowboard (alle Disziplinen außer Big Air), Freestyle Ski (alle Disziplinen) |
Bergiselschanze Innsbruck | Skispringen (Großschanze), Nordische Kombination (Springen Großschanze) |
Olympia Eiskanal Innsbruck / Igls | Bob, Skeleton, Rodeln |
Olympiahalle Innsbruck | Eiskunstlauf, Short Track, Eishockey (nur Finals) |
Inzell im Chiemgau | Eisschnelllauf |
Tiroler Wasserkraft Arena Innsbruck | Curling |
Big Air Olympiaworld Innsbruck | Snowboard (Big Air) |
Tivoli Stadion Innsbruck | Eröffnungs- und Schlussfeier |
Chancen der Mitbewerber steigen
Die Kosten für die Organisation und Durchführung der Olympischen und Paralympische Spiele 2026 in Tirol hätten laut Machbarkeitsstudie bei einer Höhe von 1,175 Milliarden Euro gelegen. Diese Summe sollte durch Einnahmen von IOC, Sponsorings und Eintrittskarten gegenfinanziert werden. Öffentliche Zuschüsse waren dafür nicht eingeplant.
Das Tiroler Olympia-Konzept galt im Vorfeld als das aussichtstreichste für 2026. Nun steigen die Chancen für die Mitbewerber. Dazu gehören Mailand-Cortina (Italien), Sion (Schweiz), Lillehammer (Norwegen), Erzurum (Türkei), Calgary (Kanada), Almaty (Kasachstan) und Sapporo (Japan). Das IOC will im Sommer 2019 bekanntgeben, wer den Zuschlag für die Winterspiele 2026 erhält.
Umfrage auf Skigebiete-Test.de
In der vergangenen Woche hatten wir von Skigebiete-Test.de auch unsere User um ihre Meinung gebeten. "Soll sich Tirol um die Olympischen Winterspiele 2026 bewerben", wollten wir wissen. Es war eine deutliche Mehrheit von über 80 Prozent, die sich für eine Bewerbung aussprach. Lediglich ein kleiner Prozentteil war dagegen.