Wenn täglich bis zu 30.000 Fans die Biathleten in der modernen Chiemgau-Arena bejubeln und Millionen vor den TV-Geräten zuschauen, dann ist wieder Ausnahmezustand in Ruhpolding. Seit vielen Jahren gehören die Wettkämpfe im Landkreis Traunstein fix zum Weltcup-Kalender der IBU - und sind beliebter denn je.
Aus ganz Europa und darüber hinaus werden die Fans auch von 15. bis 20. Januar 2019 mit ihren Flaggen in die 6500-Einwohner-Gemeinde strömen und gemeinsam eine mehrtägige Biathlon-Party feiern. Doch was macht Ruhpolding so faszinierend? Wir waren vor Ort und haben fünf unschlagbare Gründe gefunden.
1. Der Hexenkessel Tribüne
Biathlon-Rennen entscheiden sich am Schießstand und den haben die Zuschauer auf der riesigen Tribüne in Ruhpolding bestens im Blick. Seit dem Umbau für die Weltmeisterschaft 2012 können 12.000 Augenzeugen den Sportlern beim Anschlag direkt über die Schulter schauen. Ein Fernglas braucht dabei niemand, da die Tribüne in der Chiemgau-Arena so nah am Geschehen ist, wie kaum eine andere in der Weltcupsaison. Hier sieht jeder sofort, ob eine Scheibe umgefallen ist oder nicht. Eine riesige Leinwand sorgt zudem dafür, dass die Tribünenbesucher auch über das Geschehen auf der Strecke immer bestens infomiert sind.
Gespenstisch still wird die Hexenkessel-Stimmung vor den Schießen in Massenstart-, Verfolgungs- und Staffelrennen. Sobald der erste Biathlet einläuft, verstummen sämtliche Tröten, Anfeuerungsrufe und die DJ-Musik hier am Fuße des Zirnbergs. Stattdessen wird mit den Sportlern die Luft angehalten und gebannt auf die Scheiben geblickt. Kaum ist ein Schuss gefallen, folgt auch schon kollektiv kurzer Jubel oder enttäuschtes Stöhnen.
Besonders lautstark mitgefiebert wird in Ruhpolding natürlich mit den deutschen Biathleten, aber auch für die anderen Nationen werden die Daumen gedrückt. Fairness steht in der Chiemgau-Arena an oberster Stelle und so wird an jedem Wettkampftag auch der letzte Teilnehmer noch mit großem Applaus ins Ziel "getragen".
2. Die Stimmung an der Strecke
Während die eine Hälfte der Fans auf der Tribüne den Athleten zujubelt, feiern die restlichen Biathlon-Anhänger in Ruhpolding an der Strecke. Das können am Wettkampf-Wochenende schon mal täglich bis zu 16.000 Fans aus verschiedensten Nationen sein. Platzangst muss deswegen aber keiner haben, da die Zuschauerbereiche groß und über das gesamte Gelände verteilt sind. Hinzu kommt: Durch die optimale Lage der Strecken in Schießstandnähe muss kein Fan mehr als 10 Minuten bis zum Eingang zurücklegen.
Am Besten ist die Stimmung immer im Fischer-S, wo die Biathleten gleich von beiden Seiten mit Anfeuerungsrufen nach vorne gepeitscht werden. Das treibt auch die Sportler zu Höchstleistungen an. Dank der überdimensionalen Video-Leinwände haben die Fans zudem das Geschehen am Schießstand immer fest im Blick.
Dass niemandem kalt wird, dafür sorgen neben den Verpflegungsbuden mit warmen Getränken und kleinen Snacks auch die Hits von Kult-DJ Lumpi, der vor, während und nach dem Rennen mit seiner Musik auf keinen Fall fehlen darf. Außerhalb des Geländes warten zudem noch ein großes Partyzelt und zwei Hütten auf die feiernden Besucher.
3. Die Fanpartys im Championspark
Sobald die Wettkämpfe in der Chiemgau-Arena beendet sind, ist die Party aber noch längst nicht vorbei. Mit einer Vielzahl an Shuttlebussen werden die tausenden Besucher in den ca. 5 Kilometer entfernten Ortskern von Ruhpolding gebracht. Dort befinden sich nicht nur zahlreiche Geschäfte und Lokale, sondern auch der große Championspark mit mehreren Party-Hütten, Fanständen, Brotzeitbuden und zahlreichen Bierinseln.
In dieser Feierarena im Kurpark wird im Laufe der Biathlonwoche ein umfangreiches Rahmenprogramm geboten, das kein Fan verpassen sollte - allen voran die große Eröffungsfeier am Dienstagabend. Dabei holen die beiden Moderatoren Harry und Geri nicht nur die Teams auf die Bühne, sondern geben auch den Startschuss für ein beeindruckendes Feuerwerk im Ruhpoldinger Nachthimmel.
Regelrecht zelebriert werden im Championspark auch die Siegerehrungen der jeweiligen Wettkampftage, was neben den deutschen vor allem die vielen norwegischen Fans für feuchtfröhliche Stunden nutzen. Da die Sperrstunde in der Biathlonwoche aufgehoben und die Hauptstraße nachts für Autos komplett gesperrt ist, spricht nichts gegen einen Feiermarathon bis in die frühen Morgenstunden.
4. Die Schneesicherheit ab Dezember
Während andere Weltcuporte zu Beginn des Winters um genügend Schnee zittern müssen, setzen die Organisatoren in Ruhpolding bereits seit über zehn Jahren auf ein großes Schneedepot. Dabei wird am Ende des Winters ein riesiger Schneeberg mit Styropor und einer lichtabweisenden weißen Folie abgedeckt. Bis zu 15.000 m³ Schnee können so über den Sommer gebracht und in den ersten frostig kalten Tagen im Dezember für die ersten Trainingstage verteilt werden.
Hinzu kommt die günstige Lage der modernen Chiemgau-Arena. Auf 700 Höhenmeter schmiegt sie sich an den Nordkamm der Alpen und bekommt am Rücken des Zirnbergs durchaus kräftige Schneefälle ab. Sollte Frau Holle mal streiken, gibt es zudem noch mehrere Schneekanonen, die fleißig mithelfen. Denn ausgefallen ist in Ruhpolding ein Weltcup noch nie. Ganz im Gegenteil: Erst 2015 sind die Chiemgauer kurzfristig für Oberhof eingesprungen, wo aufgrund des Schneemangels der Weltcup Anfang Januar schweren Herzens abgesagt werden musste.
5. Die 1000 ehrenamtlichen Helfer
Der reibungslose Ablauf in Ruhpolding wäre nicht möglich ohne die 1000 fleißigen Helfer, die jedes Jahr mit anpacken. In ihren blauen Jacken sind sie an den fünf Wettkampftagen sowie teils mehrere Tage davor und danach ehrenamtlich im Einsatz. Egal ob an der Kasse, der Tribüne, den Essens- und Getränkebuden, dem VIP-Bereich, dem Fanartikel-Verkauf oder im Kostüm der Maskottchen - mit ihrer herzlichen Art sorgen sie sofort für gute Laune bei den Besuchern. Und auch die Sportler betonen immer wieder, wie sehr sie Ruhpolding aufgrund der familären Gemeinschaft und dem Zusammenhalt lieben.