In Zeiten von Energiekrise und Inflation wird aktuell alles teurer. Auch für den Skiurlaub muss man aufgrund steigender Skipasspreise, höherer Übernachtungskosten und der teureren Anreise immer tiefer in die Tasche greifen. Deshalb stellt sich allmählich die Frage: Wer kann sich den Skiurlaub überhaupt noch leisten? Ob und wie der Schneesport auch in Zukunft noch finanzierbar bleibt, wurde deshalb Anfang Oktober beim „Dein Winter. Dein Sport. Summit 2022“ in Berchtesgaden diskutiert.
Treffen der Wintersportbranche
Am 6. und 7. Oktober 2022 kamen in Berchtesgaden zahlreiche Vertreter der Wintersportbranche zum „Dein Winter. Dein Sport. Summit“ zusammen. Unter dem Motto „Sport meets Winter – Gemeinsam. Nachhaltig. In die Zukunft.“ fanden interessante Podiumsdiskussionen und Vorträge zum Thema Nachhaltigkeit und den aktuellen Herausforderungen im Wintersport statt. Zu Wort kamen dabei Vertreter der Seilbahnen, Verbände und der Wissenschaft. Veranstaltet wurde das Branchentreffen von der länder- und verbandsübergreifenden Initiative „Dein Winter. Dein Sport.“ Unser Team von Skigebiete-Test war ebenfalls vor Ort.
Ein großes Thema des Summits waren die Herausforderungen der Energiekrise und wie die Skigebiete damit umgehen (zum Artikel: Energiekrise: Was planen die Skigebiete). Aber auch die Finanzierbarkeit des Wintersports stand angesichts der steigenden Preise auf der Agenda. Wie wichtig diese Problematik ist, machte Lars Bengsch von der Tourismusberatung dwif deutlich. Er nannte die Leistbarkeit des Schneesports als eines der Hauptrisiken für den Wintertourismus.
Steigende Kosten für Bergbahnen
Nach zwei schwierigen Corona-Wintern stehen die Skigebiete im Alpenraum vor großen Herausforderungen. Neben einem starken Personalmangel bekommen sie nun auch den Anstieg der Energiekosten zu spüren. Bis lang hätten diese im Betrieb rund 10 Prozent der Gesamtkosten ausgemacht, erklärte Dr. Helmut Sartori, Präsident des Verbands der Seilbahnunternehmer Südtirols. In diesem Jahr erwarte man jedoch einen Anteil von 24 Prozent. Sartori rechne deshalb mit einer Preissteigerung für Gäste zwischen 10 und 18 Prozent, was aber keine Umsatzsteigerung für die Skigebiete bedeute.
Laut Prof. Dr. Ralf Roth vom Institut für Outdoor Sport und Umweltforschung der Deutschen Sporthochschule Köln gehe der Verband Deutscher Seilbahnen bei Tageskarten im Schnitt von einer Preissteigerung von 9,6 Prozent für Erwachsene und 6,5 Prozent für Jugendliche aus.
Dass man die steigenden Kosten nicht komplett auf die Gäste umlegen könne und wolle, versicherte Matthias Stauch, Vorstand des Verbands Deutscher Seilbahnen und Chef der Bayerischen Zugspitzbahn. Stattdessen arbeite man an verschiedenen Ansätzen wie teurere Preise zu Spitzenzeiten, um abseits davon günstigere Angebote für Familien bieten zu können.
Dynamic Pricing als Lösung?
Ein Modell, dass in diese Richtung geht, ist Dynamic Pricing. Vor allem in der Schweiz arbeiten bereits einige Skigebiete mit diesem System, z.B. Andermatt-Sedrun oder St. Moritz. In Österreich gibt es die flexiblen Preise seit zwei Jahren auch in Sölden. Ausschlaggebend für die Skipasspreise sind unter anderem der Reisezeitraum sowie das Buchungsdatum. Je früher man bucht, desto günstiger das Ticket.
Peter Wagner von Alturos Destination sieht in diesem System großes Potenzial, da es entsprechend der Entwicklung der Energiepreise noch Preisanpassungen während der Saison zuließe. Er sei überrascht, dass sich in diesem Winter nicht mehr Skigebiete für dieses Modell entschieden hätten.
Kostenlose Skipässe für Kinder
Als weiterer Vorschlag wurden kostenlose Skipässe für Kinder diskutiert. Damit würden Familien entlastet und gleichzeitig der Nachwuchs gefördert werden. Dieses Angebot gibt es bereits in einigen Skigebieten. An Samstagen können Kinder und Jugendliche zum Beispiel in der Almenwelt Lofer bis 18 Jahre, in der Aletsch Arena bis 20 Jahre kostenlos Skifahren. Am Stubaier Gletscher sind Kinder generell bis 10 Jahre gratis.
Für kleinere Skigebiete und Dorflifte, die besonders bei Familien beliebt sind, seien kostenlose Skipässe für Kinder jedoch kaum umsetzbar, so Norbert Haslach vom Deutschen Skilehrerverband (DSLV), weil gerade diese von den Familien leben.
Lust auf Wintersport ungebrochen
Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen und steigenden Preise ist die Lust auf Winterurlaub weiterhin groß. Valentin König, Vorstand des Schweizer Seilbahnverbands, ist überzeugt, dass der Preis bei der Buchung zwar eine wichtige Rolle spiele, aber nicht der einzige entscheidende Faktor sei. Die Wertigkeit des Schneesports habe ebenso eine große Bedeutung. Deshalb hätten gerade große, teurere Skigebiete weniger Probleme Preissteigerungen durchzusetzen als die Konkurrenz aus dem Mittelfeld.
Auch Peter Wagner von Alturos Destinations war der Meinung, dass der Skipasspreis allein nicht entscheidend sei. Als zusätzliche Faktoren nannte er Hotelpreise, Verfügbarkeiten und den Zeitpunkt des Urlaubs. Zudem gehe der Trend inzwischen vermehrt zu alternativen Aktivitäten, so Wagner. In sechs Tagen Winterurlaub würden die Leute heute nicht mehr fünf Tage auf die Piste gehen, sondern auch andere, kostengünstigere Angebote wie Winterwandern oder Langlaufen nutzen.
Das Klientel für hochpreisige Angebote bestehe, so Patricia Finster von der Sportentwicklung des DSV. Trotzdem müsse es auch weiterhin kleinere und günstigere Angebote geben, damit es in den Alpen nicht zu einer Elitisierung des Wintersports kommt, wie in einigen Skigebieten in Nordamerika, merkte Peter Hennekes vom DSLV an. Auch Thomas Ammer, Veranstalter des Summits, schloss sich dieser Meinung an: „Wir können nicht nur hochpreisige Produkte haben.“ Und das gelte nicht nur bei den Bergbahnen, sondern eben auch für Unterkünfte und Equipment.
Mehr Infos zum Summit und den Teilnehmern findest du auf der Seite von Dein Winter.Dein Sport.
Umfrage: Knapp 70% planen Skiurlaub
Wie hoch die Lust auf Wintersport weiterhin ist, hat übrigens auch unsere Umfrage gezeigt. Wir haben euch gefragt, ob ihr trotz Energiekrise einen Skiurlaub plant. Von den 535 Teilnehmer antworteten mehr als 68 Prozent mit „Will ich auf jeden Fall machen“. Knapp 17 Prozent haben vor, in diesem Winter aus Kostengründen auf den Skiurlaub zu verzichten.
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