Der Schneesturm in den Nordalpen hält weiter an und das Chaos spitzt sich zu: Die ersten Lawinen sind abgegangen und haben Menschen verschüttet. Zahlreiche Straßen in ganz Österreich wurden aus Sicherheitsgründen gesperrt. Darunter ist auch die Glemmtaler Landesstraße (L111), die nach Saalbach und Hinterglemm führt. Beide Orte sind seit Samstagabend, 5. Januar 2019, 19 Uhr, auf dem Straßenweg nicht mehr erreichbar. Tausende Urlaubsgäste sind vorerst von der Außenwelt abgeschnitten. Und das sind längst nicht die einzigen!
Update: Die Lawinensprengung an der L111 konnte am Sonntagnachmittag, 6. Januar, erfolgreich durchgeführt werden. Gegen 15 Uhr wurde die Straße nach Saalbach-Hinterglemm wieder geöffnet!
Dutzende Straßen in ganz Österreich betroffen
Wegen akuter Lawinengefahr wurde die L111 am Samstagabend direkt bei Maishofen, also am Taleingang auf unbestimmte Zeit gesperrt. Sowohl die Orte Saalbach und Hinterglemm als auch Viehhofen sind nicht mehr erreichbar. Dort befinden sich aktuell noch Tausende Urlauber. In Gefahr sind sie jedoch nicht, wie Bürgermeister Alois Hasenauer bestätigt. Das gilt auch für Skifahrer auf den gesicherten Pisten. Sobald sich ein Wetterfenster ergibt, das einen Helikopterflug für die Lawinensprengung oberhalb der L111 erlaubt, kann die Straße wieder geöffnet werden.
Für die anreisenden Gäste, die nicht ins Glemmtal können, wurde eine Hotline eingerichtet. Die Telefonnummer lautet 06541-6800-68. Anreisende Urlauber sollen aber vorher unbedingt mit ihrer Unterkunft Verbindung aufnehmen und sich ein Ersatzquartier in der Umgebung suchen (mehr Infos für anreisende Gäste).
Die L111 ist nicht die einzige gesperrte Straße im Skicircus. Auch die B311 (Pinzgauer Bundesstraße) zwischen Saalfelden und Lofer ist seit Samstagabend ebenfalls für den gesamten Verkehr gesperrt. Hier sind allerdings Alternativrouten über die A10 und B311 via Zell am See bzw. B178 und B164 via Fieberbrunn möglich.
Auch Obertauern nicht mehr erreichbar
Für mindestens bis Sonntagmittag nicht mehr erreichbar ist auch das Berdorf Obertauern. Bereits am Samstagnachmittag war gegen 15.40 Uhr die Straße Richtung Untertauern wegen Lawinenabgängen gesperrt worden. Wenige Stunde später folgte dann die andere Zufahrtsstraße von Tweng. Die Zufahrtssperre nach Obertauern soll mindestens bis Sonntag, 12 Uhr, in Kraft bleiben.
Viele andere Straßen in ganz Österreich, unter anderem die Felbertauernstraße auf 25 Kilometern Länge, sind ebenfalls gesperrt oder wie am Katschberg nur mit Schneeketten befahrbar. Hinzu kommt eine Vielzahl an Staus und Unfällen wie auf der Fernpasstraße. Stündlich kommen neue Sperrungen hinzu. Eine sehr gute Übersicht der Straßensperrungen gibt es hier beim ORF.
Die Tauernautobahn ist ebenfalls betroffen
Auch die Tauernautobahn (A10), eine der wichtigsten Verkehrsverbindungen Österreichs, wurde vom Schnee lahmgelegt. Für die Schneeräumung musste die Asfinag die Autobahn am Samstagnachmittag für einige Zeit sperren. Für eine Stunde wird die Tauernautobahn auch am Sonntagvormittag gegen 9.30 Uhr bei Flachau in beide Fahrtrichtungen gesperrt. Der Grund: Lawinensprengungen. In Richtung Villach wird der Verkehr bei der Einhausung Flachau angehalten, in Richtung Salzburg bei der Raststation Lungau. Bereits am Freitag war der Verkehr auf der A10 wegen einer Lawinensprengung angehalten worden.
1500 Personen in der Steiermark eingeschlossen
Sehr prekär ist die Situation nicht nur im Salzburger Land, sondern auch in der Steiermark. Ingesamt waren in der Steiermark rund 1500 Personen am Samstag eingeschlossen. Dort wurden bereits am Freitag mehrere Straßen gesperrt, unter anderem am Präbichl, ins Sölktal sowie ins Gesäuse. Viele Dörfer dort sind eingeschneit und vorerst nicht mehr erreichbar. Am Samstag wurde unter anderem noch in Schladming die Straßen ins Ober- und Untertal gesperrt, die Ennstal Bundesstraße (B320) zwischen Trautenfels und Espang oder die Straße über den Triebenpass.
Häuser evakuiert
In der Gemeinde Pölstal in der Steiermark mussten am Samstag im Ort St. Johann am Tauern 14 Häuser wegen Lawinengefahr evakuiert. Die Betroffenen wurden im Gemeindehaus untergebracht. In St. Koloman im Tennengau (Salzburger Land) wurde den Bürgern am Samstag geraten, wegen möglicher Lawinenabgänge in den Häusern zu bleiben. Zuvor mussten bereits eingeschlossene Personen und teilverschüttete Autos von den Schneemassen befreit werden.
Tourengeherin stirbt unter einer Lawine
Wie gefährlich eine Lawine sein kann, zeigte sich bei ersten Abgängen am Samstag. Besonders schlimm ist es, da sie teilweise durch Tourengeher ausgelöst wurden, die die große Gefahr unterschätzt hatten. In Zell am See konnte der verschüttete Tourengeher noch rechtzeitig gerettet werden. Am Teisenberg im Chiemgau (Oberbayern) verstarb eine 20-jährige Tourengeherin, die mit einer Gruppe unterwegs war.
Großes Glück hatte eine Autofahrerin unweit entfernt auf der Bundesstraße 305 zwischen Ruhpolding und Reit im Winkl. Ihr Mini wurde am Samstagnachmittag von einer Lawine erfasst und komplett begraben. Die Feuerwehr befreite die Fahrerin. Die B305 ist bis auf weiteres gesperrt.
Unwetterwarnung für Alpenrand und Bayerischen Wald
Die schweren Schneefällen bringen auch die Bergregionen in Bayern in Bedrängnis. Der Deutsche Wetterdienst hat am Samstag eine Unwetterwarnung für die Alpen und den Bayerischen Wald herausgebracht. Es werden noch bis Montag starke Schneefälle und Schneeverwehungen erwartet.
Starker Schneefall hält weiter an
Die Lawinengefahr ist auch am Sonntag noch nicht gebannt. Der starke Schneefall soll bis in die Mittagsstunden anhalten. Über 1,5 Meter Neuschnee sind in den hochgelegenen Bergdörfern innerhalb von 48 Stunden gefallen.
Ein großes Problem ist besonders der schwere Neuschnee durch die am Samstag milder gewordenen Temperaturen. Er erhöht die Lawinengefahr und auch die Last auf den Dächern. In vielen Orten, unter anderem in Obertauern, wurde bereits begonnen die Dächer abzuschaufeln.
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