Ein Lichtblick für den Tourismus in den Alpen: Nach über zwei Monaten Zwangspause dürfen Hotels und Seilbahnen unter entsprechenden Auflagen wieder öffnen. Den Anfang machen die Betriebe in Südtirol am 25. Mai. Österreich und Bayern folgen dann wenige Tage später am langen Pfingstwochenende. Die Schweizer Bergbahnen könnten dann Anfang Juni hinzukommen, allerdings muss dort der Bundesrat noch zustimmen.
Südtirol: Lockerungen im Alleingang
Während im Rest von Italien noch strenge Beschränkungen gelten, geht Südtirol seinen eigenen Weg. Die autonome Provinz wird ohne Zustimmung der Zentralregierung das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben wieder hochfahren. Wochenlanges Drängen waren in der Hauptstadt nicht erhört worden. Die Zahl der täglichen Corona-Neuinfektionen in Südtirol ist stark gesunken und lag zuletzt nur noch bei neun Personen pro Tag.
"Rom hat uns nicht zugehört", verteidigt Landeshauptmann Arno Kompatscher den Sonderweg, der viele Vorschriften deutlich schneller lockert als von der Zentralregierung geplant. Das eigenmächtige Handeln ist aufgrund des autonomen Status der Provinz möglich. Noch in der Nacht auf 8. Mai wurden sofort alle Geschäfte, der Handel und die Industrie in Südtirol geöffnet. Restaurants, Bars, Museen und Friseure folgen am 11. Mai.
Die wichtigen Säulen des Tourismus, die Unterkünfte und Seilbahnen, dürfen ab 25. Mai ihren Betrieb aufnehmen. Natürlich unter entsprechenden Hygiene- und Verhaltensregeln. Dazu gehört unter anderem, dass die Mindestabstände gewahrt, Schutzmasken mitgeführt und nur zwei Drittel der Kapazitäten in den Seilbahnen genutzt werden. Vorerst werden aber ohnehin nur Italiener dort Urlaub machen, da die Grenzen weiterhin geschlossen sind und nur von der Zentralregierung geöffnet werden können.
Die geschlossenen Grenzen sind auch der Grund, warum das Sommerskigebiet am Stilfser Joch im Juni nur für einen kleinen Nutzerkreis geöffnet hat. Das italienische Nationalteam um Dominik Paris und Federica Brignone wird sich dort einen Monat lang exklusiv auf die neue Weltcupsaison vorbereiten. Das ganze Skigebiet ist dafür von 1. bis 30. Juni reserviert.
Österreich: Auch Skifahren wieder möglich
Ab Freitag, 29. Mai 2020, gibt Österreich grünes Licht für den Betrieb der Seilbahnen. Auch Hotels und Freizeitanlagen dürfen pünktlich zum langen Pfingstwochenende wieder öffnen – unter Einhaltung der Hygieneregeln. So muss unter anderem der Mindestabstand von einem Meter zu Personen außerhalb des gemeinsamen Haushalts eingehalten werden.
Selbst Skifahren ist dann wieder möglich: Ab 29. Mai öffnen gleich drei Skigebiete wieder ihre Pisten. Im Salzburger Land können Wintersportler am Kitzsteinhorn die Abfahrten erobern. Am selben Tag startet auch der Skibetrieb im Ganzjahresskigebiet am Hintertuxer Gletscher. 340 Zentimeter Schnee liegen dort aktuell noch. Für die Pfingstwoche von 29. Mai bis 7. Juni werden auch am Kaunertaler Gletscher die Skilifte laufen. Ab 6. Juni öffnet dann auch das Pistenangebot am Mölltaler Gletscher.
Nutzen können die geöffneten Seilbahnen und Hotels vorerst nur die Österreicher selbst. Die Grenzen in die Nachbarländer sind geschlossen. Es gibt aber große Bestrebungen der österreichischen Regierung diese noch vor dem Sommer für den Gästeverkehr zu öffnen, vor allem in Richtung Deutschland. Die Deutschen machen knapp die Hälfte aller Urlauber in Österreich aus.
Deutschland: Bayern startet am 30. Mai
Während in Österreich die Lockerungen einheitlich das ganze Land betreffen, entscheiden in Deutschland die jeweiligen Bundesländer selbst. Bayern wird aufgrund der hohen Anzahl an Corona-Infizierten als eines der letzten Bundesländer seine Hotels und Tourismusanlagen ab Samstag, 30. Mai, öffnen. An diesem Tag beginnen in Bayern die zweiwöchigen Pfingstferien, die Familien aufgrund der geschlossenen Grenzen wohl ausschließlich im eigenen Land verbringen werden. Die Tourismusbranche freut sich.
Bei den bayerischen Seilbahnen laufen die Vorbereitungen bereits auf Hochtouren. So will unter anderem die Jennerbahn am Königssee im Berchtesgadener Land ihren Betrieb direkt am 30. Mai wieder aufnehmen. Auch die Seilbahn auf die Zugspitze soll im Sommer wieder fahren. Hier ist man allerdings mit einem Starttermin noch zurückhaltend, da es bisher keine verlässliche Aussage der Staatsregierung zur konkreten Wiedereröffnung von Seilbahnen gibt, sondern nur zur allgemeinen Öffnung von Tourismusangeboten.
Schweiz: Zustimmung der Regierung fehlt
Auf das grüne Licht der Regierung warten derzeit die Schweizer Bergbahnen sehnsüchtig. Nachdem sie bei den Lockerungen zum 11. Mai nicht berücksichtigt werden, wollen sie nun unbedingt bei der nächsten Runde ab 8. Juni zum Zug kommen. Laut Seilbahnverband könne man als Gast in einer Seilbahn mit Schutzmaßnahmen ebenso gut geschützt werden wie im öffentlichen Verkehr in Bus, Tram oder Eisenbahn.
Die Bergbahnunternehmen in der Schweiz wurden von dem Lockdown im März stark getroffen und wünschen sich nun möglichst schnell Planungssicherheit für die nahe Zukunft. Entsprechende Schutzkonzepte für Mitarbeiter und Gäste wurden bereits ausgearbeitet. Auch das Öffnen der Grenzen ist für den Tourismus von großer Bedeutung und wird in Gesprächen mit der Regierung vorangetrieben.
Bei einer Zustimmung zur Bergbahnöffnung im Juni könnten mit Zermatt und Saas-Fee auch zwei Gletscherskigebiete wieder öffnen. Dort wollen dann auch die Schweizer Profisportler wie Beat Feuz und Ramon Zenhäusern ins Weltcuptraining einsteigen. Schnee liegt noch genug, wie man hier auf den Webcams von Zermatt sehen kann.
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Hotels waren im übrigen in der Schweiz nie behördlich geschlossen worden. 90 Prozent machte aber zu, da sich ein Betrieb aufgrund der Einreiseverbote nicht lohnte. In den letzten zwei Wochen öffnen nun nach und nach immer mehr Unterkünfte, auch weil Gäste die Wellnessbereiche wieder nutzen dürfen. Um die Auslastung in rentable Höhen zu treiben, fehlen allerdings offene Grenzen zu den Nachbarländern.